Wer in der Rüsselsheimer Innenstadt lebt, fühlt sich auf einen
Truppenübungsplatz versetzt. Überall Soldatinnen und Soldaten, schweres
Gerät wird durch die Gegend gefahren. Eine langer Teil der
Hessentagsstraße ist links und rechts von Zelten und Fahrzeugen mit
Tornado-Cockpit, Sanitätspanzer, Hubschrauber, Splitterwesten und
Fallschirmausrüstung der Bundeswehr belegt. Dieses Gelände ist völlig in
der Gewalt der Bundeswehr. Die gut geschulten Offiziere erklären die
Ausrüstung, helfen in die Kleidung und verkaufen die Arbeit der
Bundeswehr als Friedensengagement. Kinder können Stockbrot grillen, aber
auch in Panzer klettern. Mit der Technikfaszination sollen sie
frühzeitig geködert werden. Dass die Bundeswehr eine Armee ist, die in
Afghanistan und Syrien, in Mali und vielen anderen Ländern an
Kriegseinsätzen beteiligt ist, tritt dabei in Hintergrund.
Mit der Verteidigung der Demokratie, mit der sich die Bundeswehr
brüstet, ist es nicht weit her. Die an den Protestaktionen beteiligten
dürfen das Gelände nicht überqueren. Der Kinderchor des Friedenshauses
war schwer geschockt, dass selbst sie nicht über das Gelände laufen
dürfen. Die Kinder haben noch länger damit zu tun, um es zu verarbeiten.
Anscheinend haben die T-Shirts mit den Friedenstauben die Offiziere in
Angst und Schrecken versetzt. Dabei waren die Protestaktionen sehr
friedlich. Das Bündnis protestierte westlich des Bundeswehrterrains
gegen die Präsenz der Bundeswehr auf einem eigentlich friedlichen
Hessentagsfest. Friedenslieder und Redebeiträge von vielen Beteiligten
wechselten sich den ganzen Tag ab. Jörg Cezanne, der Direktkandidat der
LINKEN zur Bundestagswahl kritisierte die hohen Militärausgaben, mit
denen viel besser Bildung finanziert werden sollte. Marcel Baymus von
der Kreistagsfraktion der LINKEN. Offenen Liste und der Linken/Liste
Solidarität bedankt sich besonders beim Friedensbündnis Rüsselsheim und
Untermain für die gute Organisation und das hohe Engagement.
Christiane Böhm, Fraktionsvorsitzende der Kreistagsfraktion weist darauf
hin, dass am Donnerstag, dem 15.6. in Königstädten im Kaisersaal, Zur
Krone um 19 Uhr eine Veranstaltung der drei Kreistagsfraktionen zur
Rolle der Bundeswehr stattfindet. Die Fraktionen haben in ihrem
Koalitionsvertrag neben der Bundeswehrpräsenz beim Hessentag auch die
Werbung in den Schulen kritisiert. Die Rekrutierung von Minderjährigen
verstösst im Übrigen gegen die UN-Kinderrechtskonvention.