Saalfeld: Indizien für vorsätzliche Verschleierung durch KPMG
Vor dem Untersuchungsausschuss zur Aufklärung der Pleite der P+S-Werften hat
heute erneut der Insolvenzverwalter Berthold Brinkmann ausgesagt. Brinkmann
erklärte, dass er beabsichtige, im September 2015 Klage gegen den
Sanierungsgutachter KPMG einzureichen, da der Insolvenzschaden durch das
fehlerhafte Sanierungsgutachten möglicherweise um bis zu 500 Millionen Euro
vergrößert wurde. Bis zur Klageerhebung im September sollen alle wichtigen
Fragen aus seiner Sicht belastbar geklärt sein.
Vor dem Ausschuss verwies er deshalb heute wiederholt darauf, dass seine
Ermittlungen und Untersuchungen noch nicht abgeschlossen seien und dass er vor
September noch keine endgültigen Ergebnisse präsentieren könne.
Auch die findige Frage des Ausschussvorsitzenden Jochen Schulte (SPD), ob
gesicherte Erkenntnisse darüber vorliegen, dass die Landesregierung Einfluss
oder Druck auf KPMG ausgeübt habe, konnte Brinkmann daher folgerichtig nicht
abschließend beantworten. Stattdessen erklärte er, dass ihm bisher diesbezüglich
keine gesicherten Erkenntnisse vorliegen, an Gefälligkeitsgutachten will und
kann er aber nicht glauben.
Neue Informationen konnte Brinkmann dagegen zu den zum Teil gelöschten E-Mails
der Werftleitung präsentieren. Der E-Mail-Server der P+S-Werften konnte - zwar
nicht vollständig - aber in großen Teilen wiederhergestellt werden. Die über
eine Million E-Mails werden jetzt vom Insolvenzverwalter und der
Staatsanwaltschaft in alle Richtungen ausgewertet. „Das beinhaltet natürlich
auch die Untersuchung hinsichtlich der Beteiligung der Landesregierung. Deswegen
ist die Auswertung dieser E-Mails auch für den Untersuchungsausschuss von großem
Interesse“, sagt Johannes Saalfeld, Obmann der GRÜNEN im Untersuchungsausschuss.
Zu seiner Klagestrategie gegen KPMG ließ sich der Insolvenzverwalter dagegen
heute nicht tief in die Karten blicken. Die GRÜNEN zweifeln daran, dass KPMG nur
grob fahrlässig gehandelt habe, wie es momentan der Insolvenzverwalter sieht.
„Es gibt aus meiner Sicht eine Vielzahl von Indizien für eine vorsätzliche
Verschleierung durch KPMG. Der erfahrenen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft sind
ja nicht nur beim Sanierungsgutachten erhebliche Fehler unterlaufen, sondern
auch beim Verschmelzungsgutachten und bei der Sanierungsbegleitung. Ich kann
hier nicht mehr an zufällige Fehler aus grober Fahrlässigkeit glauben. Aus
meiner Sicht gibt es keine schlüssige Erklärung, warum KPMG solche
systematischen Fehler unterlaufen sein sollen,“ so Saalfeld.
„Möglicherweise wurde Druck und Einfluss auf die Wirtschaftsprüfer ausgeübt.
Dies muss weiter aufgeklärt werden. Ich freue mich daher, dass der
Insolvenzverwalter heute mitgeteilt hat, dass er seine Untersuchungen in alle
Richtungen fortführen will“, so Saalfeld abschließend.